Der Maler Josef Albers bezeichnete das, was der Künstler auf die Fläche gebracht hat – das Bild – als "factual act". Im Unterschied dazu nannte er die Seh-Erfahrungen der Betrachter:innen "actual act" – ein Akt, der jeweils neu vollzogen wird. Dieses Sehen erfordert ein Einlassen auf die spezifische Materialität des Bildes und der ihr bereits innewohnenden Erzählung.

In meiner künstlerischen Praxis arbeite ich an der Schnittstelle zwischen Malerei, Bildhauerei und Installation. Dabei entstehen "Bildkörper", die keine Darstellungen oder Abbilder zeigen. Weniger als das Erschaffen einer Illusion, faszinieren mich die in Bildern arbeitenden Prozesse: Altern, Ausgasen, Trocknen, Wittern, Quellen, Schwitzen, Schrumpfen, Dehnen – letztlich physikalische Phänomene mit denen sich auch ein menschlicher Körper in seinen Grundeigenschaften beschreiben ließe. Die Arbeiten erscheinen als lebendige, körperhafte Landschaften, in denen fortlaufende Veränderungen eingeschrieben sind. Die forschenden Fragen meiner Auseinandersetzung betreffen in diesem Sinne das Material der Malerei an sich. Den Arbeiten gehen jahrelange Materialstudien voraus. Durch Mischungen und zweckentfremdete Verwendungen entstehen kontinuierlich neue Kombinationen. Dadurch möchte ich die physikalische Beschaffenheit des Bildes in den Blick rücken, wodurch das Material selbst in diesen Arbeiten zur ästhetischen Kategorie wird.

Bilder werden heutzutage durch soziale Plattformen und virtuelle Vermittlungsangebote vermehrt in ihrer medialen, immateriellen und digitalen Reproduktion als Lichtbilder ohne Körperlichkeit wahrgenommen. Ich möchte meine Arbeiten dem gegenüberstellen: Werke gegen das Verschwinden von Materialität und Körperlichkeit.