Max Hampel hinterfragt in seinem Werk das Material der Malerei. Er gießt Bilder im wahrsten Sinne des Wortes: Auf Keilrahmen aufgespannte Leinwände formt er akribisch mit einer Silikonform ab. Die Leinwand und die Ränder, die Materialität und die Haptik spiegeln sich in der Form wider. In die Negativform gießt er formbare Materialien. Er verwendet Wachs und Beton, Gips und Acryl, Ölfarbe und Silikon, die er gezielt als „Baumaterial“ für seine Bilder einsetzt. Er gießt, modelliert, formt und füllt seine Bilder nicht als Abbild oder Darstellung, sondern konzentriert sich auf den Prozess des Formens und Bildens mit dem jeweiligen Material. Er zeigt, wie das Wachs fließt und erstarrt, wie der Beton die Struktur der Leinwand nachzeichnet und wie das Acryl aus der Tube gedrückt und mit dem Spachtel abgezogen wird, um eine sensible Bildhaut zu schaffen. Anstatt klassisch etwas abzubilden, eine Figur zu malen und einen Körper darzustellen, formt er einen Bildkörper.
Das Bild als Bildkörper zu begreifen, ist seit der Mitte des letzten Jahrhunderts ein zentrales Thema der Malerei, die sich selbst als Medium reflektiert und ihre eigenen Bedingungen hinterfragt. Hampel setzt diese Spielarten der Selbstreflexion fort. Auch in seinen Arbeiten behauptet sich die Malerei als dezidiert selbstreferentiell. Hampel versteht es, die malerische Autonomie mit dem Medium und dem Malmaterial buchstäblich kurzzuschließen. Das Material setzt sich prozessual und stilistisch ins Bild - aber mit poetischer Note. Die subtilen Prozesse zeigen eher einen Zustand als ein wirklich vollendetes Werk. Bewusst zeigt Hampel seine Arbeiten nicht als Einzelstücke, sondern in Serien. In den Serien und Gruppen lassen sich die Ergebnisse vergleichen und in der Visualisierung voneinander unterscheiden. Wie die Ergebnisse eines Experiments mit unterschiedlichem Ausgang sind Schlieren, malerische Gesten und Spuren der Bearbeitung das eigentliche Motiv seiner Bilder. Auch nach Beendigung des Produktionsprozesses verändern sich die Bilder weiter, vergilben, trocknen, reißen, dehnen, schmelzen, schwitzen oder schrumpfen. Das Material präsentiert sich hier in seiner eigenen Zeitlichkeit, das Bild dient nicht als Fenster, sondern zeigt sich in seiner eigenen materiellen Präsenz. Wie Josef Albers es zusammenfasste, sind Hampels Arbeiten „factual“ und „actual“ zugleich. Die Bildkörper erscheinen vor dem Auge ('actual') und sind zugleich in ihrem realen Zustand präsent ('factual').
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